Durch die Lockdowns befinden sich viele Erwachsene im Homeoffice bzw. Kinder und Jugendliche im Homeschooling. Was im ersten Moment als vernünftige Lösung erscheint, entpuppt sich mittlerweile als zermürbende Herausforderung. Einerseits hilft es zwar die Kontakte untereinander zu begrenzen, andererseits kommt es bei vielen zu Stressreaktionen des Körpers.Bei den Erwachsenen im Homeoffice geschieht dies meist dann, wenn es zu einer Vermischung von Arbeit und Privatleben ohne klare Trennung kommt. Den Kindern und Jugendlichen hingegen fehlt der soziale Kontakt zu ihren Mitschülern und Sportkameraden.
Durch meine Praxiserfahrung merke ich, dass vor allem schon bei vielen jüngeren, grundsätzlich jedoch bei allen Personen auch in Folge von Stress und der Beeinflussung der Psyche, Bewegungseinschränkungen und gestörte Bewegungsmuster auftreten.
Aktuelle Studien belegen (Galea et.al 2020; Haslam et.al 2018), dass die Pandemie, auf lange Sicht gesehen, Folgen auf unsere Psyche haben kann, was wiederum zur Schwächung des Immunsystems und in der Folge auch zu weiteren Krankheitsbildern wie Angst oder Depression führen kann.
Stress schwächt nicht nur das Immunsystem sondern sorgt für die Ausschüttung von Stresshormonen, welche wiederum das Fasziengewebe beeinflussen. In anderen Worten die Spannung in den Faszien nimmt zu. Dies wurde nachweislich durch den Faszienforscher Robert Schleip an der Universität Ulm bestätigt. Innerhalb des Fasziensystems existieren Faszienketten, die verschiedene Aufgaben übernehmen. Speziell die oberflächliche vordere Faszienkette neigt dazu, in Stresssituationen zu verkürzen.
Zurückzuführen ist das auf den evolutionsrelevanten Kampf- und Fluchtreflex. Bei Gefahr duckt man sich automatisch und schützt die lebensnotwendigen Bauchorgane. Hält der Stress nun länger an, entsteht dadurch ein funktionelles Ungleichgewicht zwischen vorderer und hinterer Faszienkette, die sich im Normalfall gegenseitig ausgleichen und unterstützen.
Eine Erhöhung der Faszienspannung steigert ausserdem gleichzeitig das Schmerzempfinden, was wiederum zu Unwohlsein führt. Dies wiederum macht sich, wie eingangs bereits erwähnt, durch Verspannungen, Bewegungseinschränkungen und gestörte Bewegungsmuster bemerkbar.
Des Weiteren kommt es zu einem Ungleichgewicht bzw. Überreizung der Sympathikus im vegetativen Nervensystems, welches wiederum Einfluss auf unseren Bewegungsapparat und innere Organe hat. Typische Reaktionen sind Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich, Spannungskopfschmerz, Migräne oder auch Verdauungsbeschwerden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass regelmäßige Bewegung gepaart mit einer ausgewogenen Ernährung der Schlüssel zu einem besseren Wohlbefinden ist. Zusätzlich ist das Erkennen und Beseitigen der Ursachen bzw. Funktionsstörungen durch Experten der Grundstein dafür.